Zieht der Kreml vielleicht doch eine baldige diplomatische Lösung des militärischen Konfliktes mit der Ukraine ins Kalkül? Zumindest könnten die neuesten Werbemaßnahmen für Vertragssoldaten im ukrainischen Kampfgebiet so interpretiert werden. Oder die Staatsgewalt wirbt mit einem falschen Versprechen.
Wer in Moskau unterwegs ist, kommt an der Werbung für den Militärdienst im Fronteinsatz in der Ukraine nicht vorbei. Egal, ob im Supermarkt, in der Metro, am Kneipeneingang oder auf der Straße: Überall hängen die Plakate, die Söldner mit Gehältern anlocken sollen, die für russische Verhältnisse sehr hoch sind.
Allein die Prämie für die Anwerbung beträgt in Moskau neuerdings drei Millionen Rubel (32.258 Euro), das Monatsgehalt liegt dann bei 210.000 Rubel (2.258 Euro). Das heißt: Ein Söldner kommt im ersten Jahr seines Dienstes an der Waffe auf Einnahmen in Höhe von 5,52 Millionen Rubel (59.355 Euro), sollte er überleben. Und das in einem Land, in dem die Jahresgehälter bei einer regulären Beschäftigung in der freien Wirtschaft häufig bei unter einer Million Rubel (10.753 Euro) im Jahr liegen.
Zudem wird mit einem neuen Argument geworben: Für denjenigen, der sich für den Kampfeinsatz melden wolle, sei Eile in Verzug. Die Claims sind mit großer Dringlichkeit formuliert: „Ruf an, damit Du nicht zu spät kommst“, „Begegne dem Sieg“ oder „Der Sieg ist nah“.
Noch bis vor wenigen Tagen lautete die Parole auf den Plakaten: „Wer, wenn nicht Du“, und für das erste Vertragsjahr wurden 5,2 Millionen Rubel (55.915 Euro) geboten, also einige Tausend Euro weniger.

„Wer, wenn nicht Du, ab 5,2 Mio. Rubel“: Bisheriges Werbeplakat Ende Februar 2025 in Moskau für den Einsatz russischer Söldner an der ukrainischen Front.
Quelle: Paul Katzenberger
Man kann das möglicherweise so interpretieren, dass im russischen Verteidigungsministerium aufgrund der Friedensbemühungen der US-Regierung die Möglichkeit einer Waffenruhe nicht ausgeschlossen wird. Der Kreml würde mit der Last-Minute-Belohnung Punkte machen für eine Feuerpause, die er als Erfolg verkaufen will.
Baldiger Sieg Russlands auf dem Schlachtfeld unwahrscheinlich
Es kann aber auch nur eine Instrumentalisierung der inzwischen allgegenwärtigen Friedensdiskussion sein, um einfach mehr Vertragssoldaten für den weiteren Kampfeinsatz zu gewinnen. Das wäre allerdings eine recht riskante Strategie: Ein offensichtlich falsch abgegebenes Versprechen käme bei der russischen Bevölkerung womöglich nicht gut an.
