Angesichts des Ausverkaufs bei US-Aktien ist fraglich, ob sich die Stimmung an den amerikanischen Börsen mittelfristig wieder spürbar bessert.
er Montag trug an den US-Aktienmärkten vor allem eine Farbe: Rot. Der technologielastige Nasdaq 100 erlitt mit einem Minus von 3,8 Prozent seinen grössten Tagesverlust seit 2022. Der Leitindex Dow Jones Industrial büsste 2,1 Prozent ein, und der marktbreite S&P 500 fiel 2,7 Prozent. Er verzeichnet einen über 8-prozentigen Rückgang gegenüber Rekordhoch vom 19. Februar. Damit haben sich rund vier Billionen Dollar an Marktwert aufgelöst. Die Aktie von Tesla zum Beispiel hat seit Mitte Dezember 50 Prozent an Wert verloren.
Gründe für den Abschwung liegen vor allem im Weissen Haus. Die Politik von US-Präsident Donald Trump hat die Unsicherheit für Investoren, Unternehmen und Konsumenten erhöht, speziell das Hin und Her bei den Zöllen gegenüber wichtigen Handelspartnern wie Kanada, Mexiko und China ist zur Belastung geworden. Zudem hat Trump in einem Interview am Wochenende nicht ausgeschlossen, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten kann. Er sprach von einer Übergangsphase, die letztlich in etwas Grosses für die USA münden werde.
«Wir haben deutlich einen grossen Stimmungsumschwung erlebt», sagt Ayako Yoshioka, leitende Anlagestrategin bei Wealth Enhancement, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. «Vieles von dem, was funktioniert hat, funktioniert jetzt nicht mehr.»
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Dass die Stimmung sich verändert und die Unsicherheit nun erhöht ist, zeigt sich an der gestiegenen Volatilität der US-Märkte. Der Volatilitätsindex (VIX) des S&P 500 ist vorübergehend auf rund 30 Prozent geklettert und beträgt zurzeit 28 Prozent. Laut Nick Colas von Data Trek Research drückt dieses Niveau eine Wachstumsangst aus. Das ist erheblich, aber nicht so heftig wie ein Panik, der historisch betrachtet kaum ohne politische Gegenmassnahmen begegnet werden kann.
Für Anleger ist nun die Frage wichtig, ob sich die aktuell eingetrübte Lage am amerikanischen Aktienmarkt bald wieder aufhellt – oder ob sie sich in die mittel- bis langfristige Zukunft hinein ausdehnt.
Dafür, dass es sich um eine Momentaufnahme handelt, spricht etwa die Erfahrung aus der jüngeren Vergangenheit. Im Sommer vergangenen Jahres knickte der Nasdaq 100 innert eines Monats von 20’675 auf 17’867 Punkte ein. Kurz vor Weihnachten überquerte er dann aber die 22’000-Punkte-Marke, zeigte sich demnach resilient.
«Über allem schwebt die Unsicherheit zur US-Zollpolitik»
Dass es diesmal anders ausgehen wird, glauben die Strategen der Citigroup. Sie stufen den US-Aktienmarkt auf «Neutral» von «Overweight» herunter. «Der US-Exzeptionalismus macht zumindest eine Pause», schreibt Dirk Willer, der bei der Citigroup für das Research und Vermögensallokation verantwortlich ist. Die Nachrichtenlage zur amerikanischen Wirtschaft werde in den kommenden Monaten wahrscheinlich nicht mit jener des Rests der Welt mithalten, führt er aus. Die neutrale Einschätzung zu US-Aktien gelte für einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten, und es würden weitere negative US-Daten erwartet
Zu ähnlichen Schlüssen kommt Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen. «Die US-Wirtschaft wird mittel- bis längerfristig von mehreren Faktoren belastet», sagt er gegenüber cash.ch. Zu Begründung verweist er auf Fundamentalgrössen, welche die makroökonomische Entwicklung beeinflussen. Die Zinsen seien hoch, und das Fed habe aufgrund von Trumps inflationär wirkender Politik wenig Spielraum für weitere Zinssenkungen. Zudem sei die Konsumentenstimmung tief. «Über allem schwebt die Unsicherheit zur US-Zollpolitik», so Geissbühler.