Trumps Tölpelpolitik, Papst-Nachfolger gesucht, Prüfungsangst im Studium
1. Trumps Tölpelpolitik

Lager eines Spirituosenhändlers in Spanien Foto: Bloomberg / Getty Images
Tam tatata tam, tönt es zart im Hintergrund, als das Geschirr aus dem Buffetschrank kracht. Tam tatata tam macht es, als das Regal rumms, vornüberkippt und den silberhaarigen Mann im Anzug unter sich begräbt, paniert mit Putz und Gardine: Zum Soundtrack von Maurice Ravels »Bolero« zerlegt Komikkönig Loriot in seinem berühmten Sketch »Das Bild hängt schief« 1976 ein Wohnzimmer. Die Kaskade der kleinen Katastrophen, die aus Möbeln, Gemälden und Lampen ein einziges Trümmerfeld macht, dauert 3:10 Minuten. Falls Sie den Clip noch nicht kennen: bitte sehr
, es ist gut investierte Lebenszeit.Sie werden lachen und wahrscheinlich verstehen, warum ich dabei an Donald Trump und überhaupt die gesamte US-Regierung denken muss: Zölle gegen China? Rumms macht die Börse. Signalgate und Peinlich-Minister Hegseth? Poff, eine »Kernschmelze im Pentagon«, klagen selbst bekennende Trump-Fans. Krieg gegen die Eliteunis? Zzzzisch, reihenweise renommierte Forscherinnen und Forscher verlassen das Land. Und die Eier sind auch noch nicht billiger geworden. Knacks.
Trumps Tölpelpolitik macht aus den USA, jahrzehntelang ein planetarer Sehnsuchtsort, einen Rowdystaat, auf den so viel Verlass ist wie auf das Wetter im April. »MAGA« statt Vernunft: »Erfolg oder Misserfolg hängen von der Fähigkeit ab, die Kräfteverhältnisse in der trumpschen Günstlings- und Familienwirtschaft richtig einzuschätzen«, schreibt mein Kollege Michael Sauga in seiner Analyse. »So wie einst in den Politbüros im real existierenden Sozialismus oder an Königshöfen.« Und ich habesofort wieder Ravels Bolero im Ohr, tam tatata tam: Die Welt hängt schief.
- Lesen Sie hier, warum jetzt ausgerechnet Europa von Trumps Politik profitiert
2. Alt, männlich, sucht

Papst Franziskus: »Was meinen Tod angeht, so habe ich dazu eine recht pragmatische Einstellung« Foto:
AP / dpa
Wenn Sie mal beim SPIEGEL in die Kantine gehen wollen (sehr zu empfehlen heute: Sizilianischer Spitzkohl mit Mandeln), müssen Sie am Schwarzen Brett mit den internen Stellenausschreibungen vorbei: »Profunde politische Kenntnisse« werden da verlangt, wenn es um einen Job als Redakteur in Berlin geht. »Erfahrungen in Illustrator, Figma, Photoshop« bei der Bewerbung als News Designer. Und »Organisationsgeschick, Flexibilität und hohe Belastbarkeit« für die Produktionsleitung bei SPIEGEL TV. Wie wohl die Stellenausschreibung für den künftigen Papst aussieht?
Ich ahne, dass »Photoshop« da eine eher untergeordnete Rolle spielen wird. »Organisationsgeschick« ist vielleicht schon eher gefragt. Und »profunde politische Kenntnisse« wahrscheinlich am allermeisten: Schließlich gilt es, sich beim Konklave, der Konferenz der 135 Kardinäle, bei der am Ende weißer Rauch aufsteigen wird, geschickt zu positionieren, Bündnisse zu knüpfen, kurz: »papabile« zu sein. Wo wird er herkommen, der neue Papst? Konservativ oder Reformer? Schon jetzt ist klar: Es wird ein Mann. Und er wird nicht jünger als 45 Jahre sein (so alt ist Mykola Bychok, der jüngste Kardinal – er hat aber wohl keine Chancen auf den Heiligen Stuhl). Jemanden, der »verbinden kann, die Menschen zusammenführen kann«, wünscht sich der Münchner Kardinal Reinhard Marx, der bald mit seinen Kollegen in der Sixtinischen Kapelle zusammensitzen wird. »Eine Person, die auch geistlich geprägt ist, die vom Evangelium her kommt.« Hm, klingt in etwa so konkret wie »irgendwas mit Medien« in einer SPIEGEL-Stellenausschreibung, aber hey, ich bin ja auch nur evangelisch und wahrlich nicht neidisch auf den zukünftigen Stellvertreter Gottes: In Europa bröckelt die Glaubensgemeinschaft seit Jahrzehnten, Missbrauchsfälle erschüttern die Gemeinden und noch immer spielen Frauen, immerhin 50 Prozent der Weltbevölkerung, so gut wie keine Rolle im Vatikan. »Die Hoffnung, Franziskus werde seine Kirche im Geist von Franz von Assisi reformieren, hat sich kaum erfüllt«, schreibt unser Italien-Korrespondent Frank Hornig in seinem Nachruf auf den Papst. Habemus den Salat.
Was jetzt in Rom passiert, wer Chancen auf das höchste geistliche Amt der Welt hat und welche Politiker alle zur offiziellen Trauerfeier eingeladen sind, lesen Sie hier in unserem Newsblog.
- Lesen Sie hier mehr: Papst Franziskus im Alter von 88 Jahren gestorben – Der Seelsorger
3. Der letzte Akt

Ein Drittversuch geht oft mit Selbstzweifeln und Druck einher (Symbolbild) Foto:
RapidEye / E+ / Getty Images
Vergessen? Wirklich? Bei meiner letzten Prüfung im Studium, Politikwissenschaften, mündlich, saß ich vor dem Büro meines Professors und wartete. Und wartete. Zehn Minuten, zwanzig. Nach einer knappen halben Stunde erschien Professor, na ja, nennen wir ihn mal M.: »Was wollen Sie denn hier?« »Äh, die mündliche Prüfung? Sie hatten mir den Termin gemailt?« »Ausgeschlossen!«, polterte M. und verschwand im Büro. Ich rief seine Mail mit dem Termin auf: kein Zweifel. Aber wer hat hier habilitiert? Ein paar Minuten später durfte ich dann doch reinkommen und Professor M. gab sich jovial: »Na dann vergessen wir das mal mit dem Missverständnis«, maliziöses Grinsen. Na toll, was für ein Auftakt!
»Diese Prüfung definiert mich nicht als Person«, hätte ich mir damals wohl sagen sollen. Das rät zumindest Franziska Schön. Sie ist Studienberaterin und hat mit meiner Kollegin Sophia Grabendorfer über Druck gesprochen. Vor allem geht es in dem Interview um Drittversuche – wenn alles am letzten Test hängt. »Falsche Vorbereitung, Prokrastination, flatternde Nerven, das ist menschlich«, erklärt Schön. »Und ich kann beruhigen: Ich habe wirklich selten Studierende, die durch den Letztversuch fallen«. Auch Professor M. hat mich damals nicht leiden lassen, am Ende haben wir beide über das missglückte Intro lachen können. Er allerdings ein bisschen lauter als ich.
- Welche Schlupflöcher es in der Prüfungsordnung geben kann und was nach einem tatsächlich missglückten Letztversuch passiert, lesen Sie hier .
Was heute sonst noch wichtig ist
- US-Regierung plant bis zu 3521 Prozent Zusatzzölle auf Solarpanels: Für Solarzellen aus Südostasien will die Trump-Regierung horrende Zölle erheben. Die Entscheidung stützt sich auf eine Untersuchung, die unter der Vorgängerregierung eingeleitet wurde.
- Schelte für Klöckners Kirchenkritik, Unterstützung aus den eigenen Reihen: SPD-Generalsekretär Miersch ist »irritiert«, Grünenpolitiker Audretsch zieht das »C« in der CDU in Zweifel. Unionsgeschäftsführer Frei unterstützt dagegen die Kirchenkritik von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner.
- Moskau bremst bei Ukrainegesprächen und gibt Kyjiw die Schuld: Der ukrainische Präsident Selenskyj hat eine Vereinbarung vorgeschlagen, nach der beide Kriegsparteien keine zivilen Ziele angreifen. Ein Kremlsprecher wiegelt ab: Zunächst müsse Kyiw »Hindernisse für Kontakte abbauen«.
- Oxford-Forscher tranken viele Jahre aus menschlichem Schädel: An einem britischen College wurde bis vor wenigen Jahren aus einem Kolonialschädel getrunken. Er machte offenbar bei festlichen Abendessen die Runde. Ein Archäologe spricht von einer »schändlichen Geschichte«.
Meine Lieblingsgeschichte heute: Mieten? Ach was, kaufen!

Drei Männer am Strand: Die richtige Reiseentscheidung getroffen? Foto:
Jasmin Sander / plainpicture
EXKLUSIV, schreit mich die Reise-App an, verspricht »% % %« und ich habe das Gefühl, wenn ich JETZT nicht SOFORT eine Reise nach Madrid buche, werde ich es ein Leben lang bereuen. Dabei wollte ich nur kurz nach den Wetteraussichten für Hamburg schauen, ich sollte dringend meine Apps umsortieren. Falls es Ihnen ähnlich geht und Sie die Tricks der Reiseanbieter durchschauen wollen, empfehle ich Ihnen die Geschichte meines Kollegen Philipp Laage. Er erklärt die drei gängigsten psychologischen Fallen beim Suchen & Buchen und verrät, wie Sie wirklich bekommen, was Sie brauchen. Ohne Aufpreis. Garantiert. Jetzt lesen! Sofort!