Politisches Doppelmandat für Familie Jeker: Sibylle wird Solothurns erste SVP-Regierungsrätin, Ehemann Silvio rückt in den Kantonsrat nach. Was bedeutet diese Situation für die beiden, wenn politisch der Haussegen schief hängt?
Die Jekers sind im Politik-Hoch. Mit Sibylle Jeker (41) zieht die SVP das erste Mal in den Solothurner Regierungsrat ein. Daraus ergibt sich aber auch eine etwas kuriose Situation: Ihr Ehemann, Silvio Jeker (46), rutscht nämlich auf ihren Sitz im Kantonsrat nach. Somit sind die Jekers dann gleich zweimal im Solothurner Rathaus vertreten. Was das für ein harmonisches Eheleben und die Wahrung des Amtsgeheimnisses bedeutet? Blick hat nachgefragt.
Als Ehepaar zu politisieren ist den beiden nicht fremd. Gemeinsam gründeten sie 2013 die Ortspartei SVP Erschwil. Sibylle Jeker war die Sekretärin, während Silvio Jeker das Präsidium übernahm. Von da folgte für sie das Amt als Gemeinderätin in Erschwil SO und seit 2019 ist sie Kantonsrätin. Auch ihr Mann war bereits 2013 bis 2015 im Solothurner Kantonsrat.
Die Politik und der Haussegen
Obwohl sie in derselben Partei Mitglied sind, seien sie nicht immer gleicher Ansicht. «Manchmal artet es bei politischen Diskussionen zu Hause aus. Aber eine Meinung ist eine Meinung und das ist auch okay.» Wenn Sibylle Jeker ein Argument vorbringt, worüber ihr Ehemann noch nicht nachgedacht hat, meint er jeweils «Du bist ein Fuchs».
Gemäss Silvio Jeker ist das Familienmotto klar: «Politik gehört zu uns, wie das Wasser zum Fisch.» Wenn sie zu Hause politisieren, kämpfe jeder um seine oder ihre Position. Für ihn als Vater sei es auch immer interessant zu hören, was die Kinder für Meinungen vertreten. Er gibt aber zu: «Ich bin eher explosiv und bei manchen Themen schnell mal auf 100.» Mit einem kleinen Augenzwinkern meint er: «Ich habe mit Sibylle die Abmachung, dass wir Ehekriege künftig nicht über das Mikrofon bestreiten.» Sie wollen sich selbst treu bleiben und in ihren neuen Positionen erst einmal Vertrauen schaffen. Und auch privat wollen sie die Schiene fahren wie bisher, immerhin seien fast 20 Jahre erfolgreiche Ehe auch eine Errungenschaft, wie Silvio Jeker festhält.
«Wir sind professionell und politerfahren»
Trotz der neuen Situation – er als Kantonsrat, sie als Regierungsrätin – werden sie zu Hause auch weiterhin über Politik diskutieren. Sowohl Sibylle als auch Silvio Jeker sind sich dabei sehr bewusst, dass sie eine Geheimhaltungspflicht einzuhalten haben, die natürlich auch gegenüber ihrem Partner gilt. Dass es mit der Wahrung des Amtsgeheimnisses zu einem Problem kommen könnte, sehen die Jekers nicht. «Wir haben uns darüber keine Gedanken gemacht. Interna dürfen sowieso nicht geteilt werden, unabhängig davon, ob das Gegenüber in der Politik ist oder nicht», sagt Sibylle Jeker. Silvio Jeker ergänzt: «Wir waren schon fast überrascht, dass das so ein Thema ist.»
Damit verteidigt sich das Ehepaar gegen Befürchtungen, die direkt nach der Wahl von Sibylle Jeker zur Regierungsrätin laut wurden. Klar ist, dass ihre Konstellation als Ehepaar im Solothurner Parlament rechtlich erlaubt ist.